Atemlos- Apnoelehrgang am 2. und 3. Juli 2022
Unter Wasser atemlos zu sein ist wohl die Grundangst vieler Menschen wie auch ausgebildeter Gerätetaucher. Schließlich ist es der Luftsauerstoff, der uns am Leben hält. In der klassischen Gerätetauchausbildung dreht sich daher auch Vieles ums richtige Atmen, seien es Tiefengrenzen, Austauchgeschwindigkeiten und -stufen oder der prägnante Lehrsatz, niemals beim Auftauchen die Luft anzuhalten. Was wäre, wenn es anders, irgendwie einfacher und natürlicher ginge?

Anfang Juli 2022 trafen sich vier DTSA Apnoe * Aspiranten in der Sportschule Schifferstadt, um mehr übers Apnoetauchen zu erfahren und zu erlernen. Zwei der Teilnehmer, darunter auch Sibylle vom TC Manta Mainz, waren Taucher des LVST. Ein weiterer Teilnehmer war ein aus der Schweiz stammender Taucher. Der letzte Teilnehmer bezeichnete sich selbstironisch als „Schwimmbadplantscher“ der über Empfehlungen Dritter von dem Lehrgangsangebot erfuhr.

Marion und Karl führten die Teilnehmer in den Lehrgangsstunden durch Theorie und Praxis des Apnoetrainings und -tauchens. Hierbei waren sie stets fürsorglich und geduldig.
Nach einer allgemeinen Einführung ging es zunächst zur Theorie, mit einem Überblick über die mögliche Apnoe-Brevets und die Anforderungen des DSTA Apnoe * Seminars.
Während des Lehrganges waren insbesondere folgende Mindestanforderungen zu erfüllen:
– 60 Sekunden Zeittauchen
– 10 Meter Streckentauchen in 5 Meter Tiefe
– 8 Meter Tieftauchen
– Sichern eines Tieftauchganges sowie
– Retten eines verunfallten Apnoetauchers

Einen wesentlichen und für alle Teilnehmer neuen Aspekt nahmen die besonderen Sicherheitsregeln beim Apnoetauchen ein. Diese unterscheiden sich maßgeblich von den Sicherheitsregeln für Gerätetaucher, insbesondere weil die besonderen Gefahren beim Apnoetauchen Andere sind. Beispielsweise stellt die größte Gefahr beim Apnoe-Tieftauchen das Einatmen von Wasser nach einem Blackout dar. Daher ist ein wesentlicher Sicherheitsfaktor, dass der Sicherungstaucher über die Möglichkeit eines Blackouts informiert ist und das Einatmen von Wasser im Falle des Blackouts verhindert.
Ebenfalls zunächst theoretisch wurden falsche und richtige Atemtechniken, Atem- und Entspannungsübungen sowie weitere Vorbereitungen für den Tauchgang vermittelt. Insbesondere die in unserem Alltag eher unübliche Bauchatmung ist für viele Anfänger ein Trainingsschwerpunkt, um die Lungenkapazität zu erhöhen und schnelle Fortschritte zu erzielen.
Im medizinischen Theorieteil wurden neben der Atmung auch der Tauchreflex sowie die Bradykardie erläutert. Außerdem wurden verschiedene Druckausgleichsmethoden erläutert. Mit der Frenzel-Methode hatte ich vorher trotz diverser Youtube-Videos noch nie Erfolg. Erst im Lehrgang habe ich verstanden, weshalb es vorher nicht geklappt hat und wie es tatsächlich funktioniert.
Im letzten Theorieteil wurde die Ausrüstung beim Apnoetauchen beleuchtet. Der Zubehörmarkt ist auch im Apnoetauchbereich groß, daher war es sehr interessant zu erfahren, was notwendig ist, was Sinn macht und was nicht.

Nach praktischen Atemübungen und einer Progressiven Muskelentspannung hieß es die Koffer packen, um zum Gänsedrecksee im Speyerer Binsfeld zu fahren.
Zunächst wurde im Briefing an Land unter Anderem der Aufbau der Sicherungs- und Markierungsbojen erklärt. Danach ging es zum Wasser. Hier zeigte sich auch der offensichtliche Unterschied zwischen routinierten Gerätetauchern und dem Tauchneuling. Dieser kämpfte im Vorfeld des Tauchgangs mit seiner neuen und noch nicht getesteten Ausrüstung und kam letztlich hoch-gestresst zum See. Ein Stress, den er zumindest bis zum Abschluss des Zeittauchens nicht ablegen konnte.
Beim Zeittauchen geht es darum, mit einer Lungenfüllung möglichst lange unter Wasser zu bleiben. Die Teilnehmer konnten nach einigen Übungen ihre Zeiten deutlich steigern, was auch im Hinblick auf Strecken- und Tieftauchen das nötige Selbstvertrauen gibt, dass die Luft doch nicht so schnell aus ist wie zuvor gedacht und daher beim Strecken- und Tieftauchen keine besondere Eile nötig ist.
Vor dem Streckentauchen auf 5 Meter Tiefe stand noch ein Bleicheck an. Während beim Gerätetauchen der Bleicheck an der Wasseroberfläche stattfindet, wird er beim Tieftauchen auf der halben Tauchtiefe oder der Streckentauchtiefe durchgeführt. Auf Grund des variablen Auftriebs des Apnoetauchers auf verschiedenen Tiefen stellt ein solcher Bleicheck einen Kompromiss der Unterstützung beim Ab- und Auftauchen dar bzw. ermöglicht das neutrale Tauchen auf einer Tauchtiefe.

Schematischer Aufbau des Streckentauchens im Freiwasser

Beim anschließenden Streckentauchen zeigten sich schon die ersten Probleme beim Druckausgleich, wobei alle die erforderliche Strecke schafften. Ganz nebenbei und beinahe spielerisch wurde auch die Sicherung beim Streckentauchen vermittelt.
Mit dem Streckentauchen und dem anschließenden Nachbriefing endete ein abwechslungsreicher aber auch in vielerlei Hinsicht fordernder Lehrgangstag, der bei einem geselligen Abendessen ausklang.

Am nächsten Morgen ging es direkt zum bereits bekannten See. Dieses Mal lief die Tauchgangsvorbereitung bei allen Teilnehmern deutlich runder. An der tiefsten Stelle des Sees wurde das Grundgewicht der Boje abgelassen. Eine Markierung am Seil auf 8 Metern tiefe zeigte das Lehrgangsziel fürs Tieftauchen an. Es folgten erneut ein Bleicheck gefolgt vom Tieftauchen der Teilnehmer. Hierbei wurden diese zunächst durch die Ausbilder gesichert. Nach und nach schafften alle Teilnehmer die 8 Meter, ob nun mit Kopf oder Füßen voran in die Tiefe, wobei situationsbezogen immer wieder Verbesserungsmöglichkeiten, zum Beispiel in der Abtauchphase, aufgezeigt wurden.

Tieftauchen- Grundblei und Teller

Bei weiteren Tauchgängen in die Tiefe sicherten und retteten sich die Lehrgangsteilnehmer gegenseitig. Die richtige Ausrichtung des Sicherungstauchers zu Seil und Taucher sind hier entscheidend, um sich das (Über-) Leben nicht unnötig zu erschweren.
Das Tieftauchen kann schon dazu verlocken, in eine Art Sportmodus zu kommen und immer tiefer zu wollen. Die eindringliche Ansage der Ausbilder, dass der Sicherungstaucher zum Beispiel auch bei eigenen Problemen jederzeit den Tauchgang abbrechen kann und somit im Grunde der Tauchführer unter Wasser ist, zügelte jedoch den Ehrgeiz nach Tiefe und verdeutlichte, dass es eben nicht um Rekorde sondern um die sichere Rückkehr aller Taucher geht.

Mit der Rettungsübung waren die Tauchgänge im Gänsedreckssee abgeschlossen. Nach dem Nachbriefing folgte noch eine schriftliche Prüfung in der Sportschule Schifferstadt. Alle Teilnehmer des Lehrgangs waren erfolgreich und erhielten letztlich ihr Apnoe Brevet.

Auch für mich als Beobachter des Lehrganges war der Lehrgang in vielen Bereichen Neuland. Kritisch und selbstkritisch habe ich während und nach dem Lehrgang mich und andere hinterfragt. Beim „Schnorcheln“ würde ich künftig zum Beispiel nicht mehr alleine und auch nicht mehr ohne Boje auf Tiefe gehen.
Mir sind aber zum Beispiel auch ausgewiesene Ein- und Ausstiegsbereiche für Taucher deutlich wichtiger geworden. Dabei geht es gar nicht einmal darum, dass Badegäste oder Stand-up-Paddler für Taucher beim Ein- und Ausstieg oder beim Umgang mit der Ausrüstung irgendwie nervig sind. Viele sehen in diesen Bereiche ein relativ entspanntes Kommen und Gehen, sie wirken auch nie wirklich überfüllt. Im Not- und Rettungsfall allerdings ist es mitunter nicht mehr möglich, mehr oder ausreichend Raum zum Retten eines Tauchers oder für Rettungsmaßnahmen zu schaffen. Dann wird der Platz schnell auch mal zu eng. Mitunter ist auch der einzige Fußweg für Unbeteiligte blockiert, so dass die Familien mitunter tragische Rettungsszenen miterleben müssten – ob sie nun wollen oder nicht. Das bedeutet aber auch für mich als Taucher bedeutet, dass ich künftig meinen Platz auch nicht mehr direkt am notwendigen Rettungsbereich aufschlage, sondern lieber in einigen Metern Entfernung zum Einstieg.


Aus meiner Sicht ist ein solcher Apnoelehrgang unbedingt empfehlenswert. Ich wünschte sogar, ich hätte einen solchen Lehrgang noch vor der weiterführenden Gerätetauchausbildung besucht, weil er mir nicht nur bei den Apnoeübungen, sondern bei allen taucherischen Übungen weitergeholfen hätte, weil ich diese dann deutlich ruhiger hätte absolvieren können. Dieser Lehrgang lebte jedoch nicht nur von den neuen Inhalten, sondern insbesondere von den Ausbildern Marion und Karl. Beiden ist anzumerken, dass das Apnoetauchen ihre besondere Leidenschaft ist. Mit grenzenloser Geduld, einer Fülle an Fachkompetenz, viel Herzlichkeit und Einfühlungsvermögen machten sie diesen Lehrgang für die Teilnehmer zu einem Erfolg und einer Bereicherung ihres taucherischen Lebens.

Tomas Schmitt
TC Manta Mainz